New York – eine Reise wert!

Noch immer bin ich von meinen Erlebnissen und natürlich dem Titelgewinn beim Maspeth Open in New York überwältigt. Dabei war ich im Vorfeld gar nicht so sicher, ob dieses Turnier die richtige Wahl ist, denn für nur ein Turnier eine so lange Reise auf sich zu nehmen, ist ein gewisses ‚Risiko‘ in vielerlei Hinsicht. Im Nachhinein war es natürlich die perfekte Entscheidung!

Da die Reisekosten für gewöhnlich den größten Anteil bei einem Nordamerika-Trip ausmachen, ist es sinnvoll mehrere Turniere hintereinander zu spielen. Da es aber sonst keine weiteren Turniere in der Gegend gab, welche für mich in Frage kamen, blieb nur diese eine Option übrig. Da ich bei einer Gastfamilie eine Unterkunft angeboten bekommen habe und ohnehin immer schon einmal nach New York wollte, war die Entscheidung ziemlich klar. Nun musste ich ‚nurnoch‘ ordentlich spielen, damit sich diese Reise auch sportlich bezahlt macht. Zumindest ein Halbfinaleinzug wäre notwendig um auch in der Weltrangliste genügend Punkte zu sammeln. Wie schwierig dies bei dem derzeitigem Niveau ist, brauche ich wahrscheinlich nicht näher beschreiben.

Zwar trat ich diese Mission mit genügend Selbstbewusstsein an, allerdings war eine große Ungewissheit vorhanden, da ich viele Gegner nicht kannte. So auch nicht meinen Erstrundengegner Muhammad Farhan Hashmi aus Pakistan, welcher beinahe schon meine sportlichen Ambitionen bei diesem Turnier frühzeitig beendete. Gegen den sehr talentierten Gegner lag ich nämlich schon mit 0/2 zurück, ehe ich alle meine Energien mobilisieren konnte und mich mit aller Kraft gegen dieses frühe Aus erfolgreich stemmte.

Danach steigerte ich mich von Match zu Match und spielte immer souveräner. Einem 3/0 im Viertelfinale gegen Leo Vargas aus Mexiko folgte ein 3/1 im Halbfinale gegen den Kanadier Liam Marrison, wobei das Halbfinale erstmals auf dem Open-Air Stahlcourt in Queens ausgetragen wurde. Die beiden Runden zuvor mussten aufgrund von Schlechtwetters in den traditionellen Harvard Club in Manhattan verlegt werden – auch das war ein besonderes Erlebnis!

Im Finale zeigte ich dann zum Höhepunkt meine absolut stärkste Leistung und rief wirklich mein gesamtes Potential ab. Dank einer perfekten Mischung aus Ruhe und Siegeswillen war es mit möglich vom ersten bis zum letzten Punkt jeden Ballwechsel voll fokussiert zu spielen und meiner Taktik treu zu bleiben.

Der an Nummer eins gesetzte Engländer Tom Walsh (WRL 88) versuchte ein sehr dominantes Spiel mit hohem Tempo und festen Schlägen durchzuziehen. Zwar brauchte ich die ersten paar Punkte um damit zurecht zu kommen, doch ab 1/4 im ersten Satz hatte ich meinen Rhythmus gefunden. Ich wechselte das Tempo, startete Gegenangriffe und hatte auf jeden seiner Schläge eine bessere Antwort.

Dazu kam, dass meine Fehlerquote enorm gering war. Ich verstand es mich auf diesem Court zu bewegen und zu spielen, als wäre ich eins mit ihm. Irgendwie war ich also im Flow und die Dinge nahmen ihren Lauf und mein Gegner konnte nichts dagegen machen.

Vor den Augen meines Idols und ehemaligen Trainingspartner in England – Nick Matthew (3-facher Weltmeister u.a.) – war ich inspiriert und beflügelt. Immer wieder kamen mir Gedanken welchen Ball er nun spielen würde, welche Entscheidung er jetzt treffen würde.

Dennoch war jeder Ballwechsel hart umkämpft und es war eine Gratwanderung zu wessen Gunsten das Momentum kippt. Trotzdem hatte ich meistens das Gefühl, dass ich das Geschehen kontrolliere und gestalte.

Nach 39 Minuten Spielzeit gewann ich also mit 11/8, 11/7, 11/9.

Wie schon erwähnt hat dieser Titel eine ganz spezielle Bedeutung für mich. Es war mein 12.PSA-Titel und mein erster in Nordamerika, womit ich nun auf jedem Kontinent einen Titel gewann. Dieser Gedanke ist bereits lange in meinem Kopf, schon seit ich 2017 im Halbfinale bei einem Turnier in Baltimore überraschend ausschied und eine sehr realistische Titelchance vergab, trauere ich diesem Meilenstein nach. Seit dem spielte ich aber auch kein Turnier mehr in Nordamerika…

Dieser Titelgewinn verschaffte mir zusätzlich einen Sprung auf Platz 107 in der Weltrangliste, was mich den Top 100 deutlich nähert.

Natürlich konnte ich auch Abseits des Turniers ganz viele beindruckende Erlebnisse sammeln. Da ich bei einer Gastfamilie wohnte, erlebte ich New York wahrscheinlich anders als jeder Tourist und jede Touristin. Radtouren durch Manhattan, Spaziergänge durch Queens und Entspannen auf der Terrasse im Garten zuhause standen zwischen den Matches auf der Tagesordnung.

Ein ganz besonderer Dank geht daher an eine meine so liebe Gastfamilie und allen Menschen in meinem Umfeld, die mich in verschiedensten Weisen immer unterstützen, egal wo, wann und wie. Dies betonte ich auch in meiner Siegesrede!

Nun geht es in den Flieger nach Hause – ohne Siegestrophäe. Die ca. 10 Kilo schwere Stahlfigur verschickt mir der Veranstalter per Post. Auch diesen Menschen rund um die Turnierorganisation gilt ein großer Dank, ein so besonderes Event zu organisieren und mich so herzlich vor Ort zu empfangen. Ich werde meine Heimreise ganz speziell genießen und freue mich auf meine Ankunft in Salzburg!

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