Titeltraum geplatzt – 9/11 im fünften Satz im Finale der NSW Open verloren

Der Traum vom ersten PSA Titel im ersten Tour-Finale ist leider heute bitter geplatzt. Nach einem sensationellen 3/1 Sieg gegen die Nummer 1 des Turniers und Nummer 97 der Welt, reichte es hauchdünn nicht zum Sieg des Turniers nachdem ich mich im Finale 9/11 im fünften Satz gegen Raphael Kandra geschlagen geben musste.

Die Enttäuschung im ersten Moment war sehr groß, doch im Nachhinen bin ich sehr stolz und zufrieden über mein Ergebnis, immerhin hat es nun doch endlich mit einem Finaleinzug geklappt. Dazu muss gesagt werden, dass meine Leistung im Finale absolut klasse war und es einer meiner besten Leistungen wohl jemals war.

Zunächst traf ich am Sonntag Vormittag im Semifinale (mein viertes hier in Austrlien) auf den Australier Scott Arnold. Scott ist die Nummer 97 der Welt und Nummer 1 des Turniers. Des weiteren gibt es eine kleine Vorgeschichte, welche ich nur sehr schwer verdauen konnte bis heute: bei der World Open Qualifikation 2009 in London, verlor ich gegen Scott in der letzten Rude 9/11 im fünften Satz, nachdem ich bereits 9/6 geführt hatte. Ein Einzug in den Hauptbewerb damals hätte mich in die Top 100 katapultiert

Nun hatte ich die Gelegenheit zur Revanche mich erstmals für ein PSA-Finale zu qualifizieren und ich war absolut heiß und bereit dafür. Allerdings startete ich nicht ideal in die Partie und lag 0/3 im ersten Satz zurück. Danach fand ich besser ins Spiel und konnte die Rallies länger gestalten. Ich began auch mehr nach vorne zu spielen, da Scotts Bewegung nach vorne nicht sehr spritzig ist und dies eine seiner größten Schwächen ist. Ich tat genau das Richtige und ging erstmals in dem Satz mit 8/6 in Führung. Dabei war ich wohl etwas zu beflügelt und wurde zu gierig in dem ich jede Gelegenheit nützte um nach vorne zu spielen und vernachlässigte meine Länge total. Dies führte zu einigen Eigenfehlern und Chancen für den routinierten Australier. Er machte die nächsten 5 Punkte in Serie und gewann den Satz mit 8/11.

Ich wusste ich war am richtigen Weg, aber übertrieb es mit meinen Attacken. Ich musste eine bessere Mischung finden aus Geduld und aggressiven Spiel nach vorne, abre erst wenn ich ihn hinten festgenagelt hatte um ihm mit kurzen Bällen zu überaschen.

Diese Taktik ging mir in den folgenden drei Sätzen voll auf. Ich hielt das Tempo weiterhin hoch, da ich wusste, dass ich fitter und schneller an den Bällen bin als der Australier. Bis auf wenigen Momenten in denen ich etwas ungeduldig war und falsche Entscheidungen traf, war ich sehr diszipliniert und klar im Kopf welchen Ball ich zu spielen hatte. Mein Spiel war danach einfach zu dominant, aggressiv und zu schnell. Scott machte es mir natürlich nicht leicht. Er versuchte mit einem perfekten geradlinigen Spiel mir keine Möglichkeiten zum Angreifen zu geben und mich dazu zu drängen ungenaue Bälle nach vorne zu spielen um mich danach ausspielen zu können.

Doch meine Schläge hatten wieder jene Qualität erreicht wie ich es mir vorgenommen hatte, somit konnte ich seine Bälle bestens entschärfen und ließ mich nicht so leicht unter Druck setzen. Bis zum Schluss behielt ich einen klaren Kopf und ging verdient als Sieger vom Platz. Nachdem ich den ersten Matchball zum 8/11, 12/10, 11/5, 11/6 verwertete machte ich meine Freude durch einen lauten Schrei zur Geltung.

Erstmals stand ich endlich in einem Finale bei einem PSA Turnier!!!

Anschließend galt es wieder mich zu sammeln und zu regenerieren. Nur vier Stunden später war das Finale angesetzt und mein Gegner war erneut ein Bekannter: Raphael Kandra aus Deutschland. Erst die Woche zuvor verlor ich gegen Raphael in Brisbane nach einem 80 Minuten Kampf mit 1/3 im Viertelfinale. Schon damals war es ein fantastisches Match, in dem wir beide eine sehr starke Leistung boten.
Ich hatte also innerhalb kurzer Zeit die Chance auf eine zweite Revanche.

Ich nahm mir viel vor für das Finale, war dabei aber überhaupt nicht nervös oder setzte mich unter Druck, ganz im Gegenteil ich war sehr konzentriert und klar im Kopf was ich zu tun hatte.

Und das zeigte sich sofort im ersten Satz. Ich spielte sehr sauber, druckvoll und überlegt. Ich gab den schnellen Deutschen nicht viele Bälle nach vorne sondern hielt den Ball an der Wand und in den hinteren Ecken. Ich setzte diese Taktik perfekt um und gewann auch zu meiner Überaschung den ersten Satz relativ klar mit 11/6.

Doch ich wusste Raphael wird sich nicht so leicht geschlagen geben und wird nach der Satzpause bestimmt stärker zurückkommen. Und genau das war auch der Fall. Er legte einen Gang zu und die Rallies wurden nochmal härter und knapper. Es gab wieder einige spektakuläre Ballwechsel in denen wir beide eine enorme Laufleistung boten. Es war wieder ungemein schwer für mich zu punkten, da Raphael mit seiner Schnelligkeit immer wieder meine Angriffe zurück brachte und sich sehr gut im Spiel hielt dadurch. Ich begann etwas von meinem Spiel abzuweichen und öffnete den Court zu viel. Raphael ist nebenbei nicht nur für seine Schnelligkeit bekannt sondern auch für seinen guten Touch und je mehr Winkel ich ihm gab, desto fataler wurden seine Shots. Wie gesagt ergaben sich wirklich tolle Ballwechsel und die Zuschauer genossen das Spiel sehr.

Ich hatte im zweiten Durchgang bereits Satzbälle beim Stand von 10/9 und einen weiteren im Tiebreak, ehe ich den Satz doch noch mit 11/13 verlor. Es war ein déjà-vu für mich, denn auch in Brisbane gewann ich den ersten Satz, verlor den zweiten hauchdünn und ebenso den dritten nach einem langen Tiebreak in dem ich bereits Satzbälle vorfand.

Diesmal verlor ich den dritten Satz mit 9/11, es war erneut ein sehr ausgeglichener Satz mit langen Rallies in denen wir beide sehr viel arbeiteten und uns gegenseitig absolut nichts schenkten. Leider hatte ich nicht das bessere Ende für mich, immer wieder riskierte ich dann doch zu viel und beging dadurch einfach zu viele Eigenfehler.

Im vierten Satz dafür übernahm ich das Kommando wieder mehr. Ich begann geradliniger zu spielen, speziell von vorne, da Raphael stets auf den Cross wartete um zu kontern. Der vierte Satz ging somit mit 11/8 an mich und es kam wie es wohl kommen musste. Keiner von uns beiden hatte einen PSA Titel bisher gefeiert, wobei Raphael bereits mehrmals im Finale stand.

Somit kam es zu einem allesentscheidenden fünften Satz wessen Titel Premiere es wird.

Raphael erwischte einen besseren Start und erarbeitete sich eine 3/5 Führung. Es gelang mir jedoch mich auf 5/5 wieder ranzukämpfen. Danach ging es Punkt für Punkt hin und her, 5/6, 6/6, 6/7, bis hin zu 8/8. Erneut konnte der junge Deutsche auf 2 Punkte davonziehen und sicherte sich 2 Matchbälle beim Stand von 8/10. Nachdem ich den Ersten abwehrte war die Spannung natürlich enorm. Ich hatte die Vorahnung, dass mein Gegner auf einen Service-Retourn Kill gehen wird und versuchte mein Service gut genug zu spielen damit er keine leichte Gelegenheit dazu hatte.
Doch es war wie in einem schlechten Film, mein Service kam gar nicht gut und Raphael traf eiskalt das Nick, genauso wie ich es befürchtete. Diesmal konnte er mit einem leuten Schrei seine Freude und Erleichterung zeigen, während ich im ersten Moment am Boden zerstört war.

Das Endresultat lautete demnach 11/6, 11/13, 9/11, 11/8, 9/11 nach 62 Minuten Spielzeit.

Sich so hauchdünn geschlagen geben zu müssen schmerzt immer, doch ganz besonders, wenn es das erste PSA Finale ist und man so knapp an einer Sensation ist. Immerhin hatte ich Satzbälle im dritten Satz welche ich allesamt nicht nützte. Dieser Satz war im Nachhinein eine Vorentscheidung.

Nach einigen Minuten realisierte ich aber was für ein tolles Turnier ich gespielt hatte. Und ich muss auch zugeben, dass dieses Spiel heute von uns beiden auf einen enormen Niveau gespielt wurde und ich behaupte, dass es einer meiner besten Leistungen jemals war, wenn nicht meine Beste. Ich tat alles was ich konnte und kann mir nichts vorwerfen. Auch Raphael präsentierte sich von seiner stärksten Seite und spielte phänomenal.

Immerhin erreichte ich meiner erstes PSA Finale, bei meiner letzten realitischen Chance in Australien, nachdem ich die Nummer 1 des Turniers aus dem Bewerb warf und dies alles obwohl ich nur als Nummer fünf und somit nur für das Viertelfinale gesetzt war!
Es war das vierte Mal in den sechs Turnieren, dass ich meine Setzung übertraf. Ich in also überglücklich mit meinem Abschneiden und habe nun noch die Gelegenheit zur absoluten Krönung bei den Australian Open nächste Woche in Australiens Hauptstadt Canberra.

Anschließend nach dem Turnier in Sydney machte ich mich bereits wieder auf den Weg nach Newcastle, wo ich mich bis Mittwoch aufhalten werde. Dann geht es 4 Autostunden weiter süd-westlich zu den Australian Open.

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